baubüro in situ

Projekte

St. Johanns-Vorstadt
Basel
2018

Thema:Adaption
Grösse:m
Nutzung:Wohnen
Status:gebaut
Bauherrschaft:Privat
Projekt-Team:Edith Nafzger, Isabelle Rossi, Tina Ekener, Michael Ramos

2010 hatten die Vorbesitzer das Gebäude am Rhein ausgehöhlt und zweigeschossig aufgestockt. Seither diente das Gebäude mit dem nie fertig ausgebauten Dachaufbau als Taubenschlag. 2016 begannen nach der Bewilligung eines neuen Baugesuchs, welches den bereits vorhandenen Dachaufbau einbezog, unsere Bauarbeiten. Im Verlauf des Umbaus stiessen wir immer wieder auf Spuren der wechselhaften Geschichte des Ortes. Diese Geschichte wollten wir dem Haus zurückgeben, damit sie weitergelebt werden kann. Das Haus wurde nicht unter Denkmalschutz gestellt, zog aber die Aufmerksamkeit der Denkmalpflege auf sich: An den beiden Brandmauern liess sich die Baugeschichte dreier Häuser erforschen. Die Bauherrschaft entschied sich bei einem Gespräch mit den Denkmalforschern, die noch vorhandenen historischen Spuren und Gebäudestrukturen in unser Projekt einzubeziehen. Viele alte Elemente tauchten erst nach und nach auf, etwa unter dem Verputz an den Wänden. Mit solchen Funden wurde die Planung immer wieder neu ausgerichtet. Schon zu Beginn war klar, dass das Haus statisch gesichert werden muss. Als stabilisierender Rückgrat bauten wir einen Lift ein, damit die Erdbebensicherheit und ein hindernisfreier Zugang für das geplante „Wohnen im Alter“ gewährleistet sind. Die noch vorhandenen Treppen, Böden und Wände wurden rücksichtsvoll aufgefrischt und saniert. Die Raumeinteilung im ersten Stock, eine Stube und eine Kammer aus dem 19. Jahrhundert, behielten wir bei. In den Geschossen darüber war der alte Bestand 2010 abgebrochen worden; der schmale Bau liess uns bei der Erneuerung kaum Spielraum: Strassenseitig realisierten wir zwei Zimmer, in der Mitte die Sanitärräume mit Lift und flussseitig ein offener Raum mit Balkon und Rheinsicht. Mit den Spuren an den Brandmauern sind wir unterschiedlich umgegangen: Das vielschichtige Mauerwerk wurde fachgerecht verputzt, andere Bereiche wurden neuzeitlich saniert. Holzständerkonstruktionen, ehemalige Fensteröffnungen vom Nachbargebäude und der alte Dachverlauf blieben sichtbar. Sie dokumentieren die verschiedenen Umbauten seit dem 15. Jahrhundert. Im Erdgeschoss realisierten wir einen Imbiss mit Küche, ein gemeinsames Gästezimmer sowie eine grosse Terrasse. In den fünf Obergeschossen entstanden drei Wohnungen und eine Maisonette-Wohnung mit beidseitig grosszügigen Terrassen. Alle Wohnungen sind individuell, haben historischen Charme und dennoch Neubaukomfort. Die Fassade zum Rhein hin, die nur noch in Fragmenten vorhanden war, verkleideten wir in Anlehnung an historische Vorbilder am Rhein mit Holz. Die neuen Balkone gestalteten wir einfach, aus Holz und Stahl, sodass sie sich stimmig ins Fassadenbild einfügen und flussseitig doch individueller Aussenraum entstand. Der untere Gebäudeteil zum Rhein hin war zuvor eine eingeschossige Garage; diese ersetzten wir durch einen neuen Sockelbau mit zwei anderthalbgeschossigen, komplett neuen Wohnungen. Durch das Bewahren des Bestandes war es möglich, individuelle Lösungen bei den Bauvorschriften zu finden. Damit konnten wir Flächen optimieren und dem Quartier ein Stück Baugeschichte zurückgeben.